Barrierefreiheit

Fünf Argumente für Unentschlossene

Immer wieder werden die Webworker bei der Planung und Beratung zu einem Internetauftritt mit dem Einwand konfrontiert: „Behinderte sind nicht unsere Zielgruppe“. Über die Berücksichtigung von möglichen Wahrnehmungs- und Bedienungseinschränkungen bei den Benutzerinnen und Benutzern von Internetauftritten hinaus gibt es aber eine Reihe von Argumenten, barrierefreies Webdesign grundsätzlich zu empfehlen, gemäß dem Grundsatz:

Was für Menschen mit Behinderungen gut ist, ist für alle gut.

Argument Nr. 1: Suchmaschinen können nicht sehen

Suchmaschinenoptimierung mit Hilfe von Metatags bringt nicht mehr den Erfolg wie noch vor ein paar Jahren. Immer mehr Suchmaschinen arbeiten als Robots und Spider. Diese funktionieren ähnlich wie Textbrowser oder Screenreader. Manuell indizierte Suchmaschinen sind mittlerweile in der Minderheit. Deshalb ist die Zugänglichkeit des Inhalts auch von größter Bedeutung für eine gute Plazierung. Dazu verhilft eine gute Strukturierung des Inhalts, d.h. Strukturmerkmale wie z.B. Überschriften oder Listen müssen gemäß ihrer Bedeutung für die Textgliederung eingesetzt werden, nicht nach ihrem optischen Aussehen.

Argument Nr. 2: Den Abmahn-Teufel austricksen

Einmal ganz davon abgesehen, dass Menschen mit Einschränkungen in ihrer Wahrnehmung oder Bewegungsfreiheit einen Anspruch auf Information ohne Barrieren haben, können Sie sich lästige Abmahn-Abstauber vom Hals halten, indem Sie einfach „alles richtig“ machen und keine Angriffsmöglichkeiten für Abmahn-Abzocker bieten. In vielen Ländern, vor allem in den USA, ist Zugänglichkeit für jedermann nicht mehr ein zusätzlicher Service, sondern einklagbares Recht.

Argument Nr. 3: Internet ist überall

Webinhalte werden inzwischen nicht mehr nur an „normalen“ Computern abgerufen, sondern zunehmend auch an anderen Geräten wie PDAs, Palm Pilots, Auto-PCs oder Mobiltelefonen mit WAP-Funktion. Nur gut strukturierte Inhalte mit übersichtlicher Navigation und Gliederung, mit Alternativen zu Formaten, die diese Gerätegruppe nicht darstellen kann (z.B. bestimmte Videoformate oder Animationen), sind auch für solche Geräte zugänglich. Denken Sie auch daran, dass Menschen mit Behinderungen Kunden mit besonderem Interesse an Dienstleistungen im eCommerce-Bereich sind, weil diese oft die einzige Bezugsquelle für Waren und Dienstleistungen darstellen.

Argument Nr. 4: Menschen werden älter – das Internet auch

Die verbreitete Annahme, dass alte Menschen keine Internetnutzer sind, wird in Zukunft immer weniger Gültigkeit haben. Schon heute sind 70- bis 80jährige, die souverän mit dem Internet umgehen können, keine Seltenheit mehr. In 20, 30 oder 40 Jahren werden die Menschen alt sein, die heute „mit dem Internet aufwachsen“. Aber auch diese Gruppe wird mit den Problemen älterer Menschen zu tun haben, wie z.B. Nachlassen von Sehkraft und Gehör, Einschränkung in der Mobilität und geistigen Aufnahmefähigkeit. Die demographische Entwicklung in den Industrieländern tut ihr übriges, die Gruppe älterer Internetnutzer größer werden zu lassen. Schaffen Sie heute schon die Voraussetzungen für ein dauerhaft zugängliches Internet und sichern Sie sich eine kaufkraftstarke Kundengruppe.

Argument Nr. 5: Behindert sind immer nur die anderen?

So einfach wie schlagend ist folgendes Argument: Behindert werden kann jeder! Eine Einschränkung in der Bewegungsfreiheit oder in der Wahrnehmung ist etwas, das jeden zu jeder Zeit treffen kann. Es ist nicht nur ein Zustand, der einen Teil der Bevölkerung von Geburt an trifft, und einen anderen nicht. Ein sehr viel größerer Anteil an Einschränkungen ist die Folge von Unfällen und Erkrankungen. Selbst ein gebrochener Arm bedeutet eine zeitweilige Behinderung; man kann für eine Weile z.B. keine Maus mehr bedienen. Und möchten Sie dann auf das Internet und seine Möglichkeiten verzichten müssen?

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Ansaugseite eines Flugzeug-Düsentriebwerks als Symbol für Kraft

„Es ist immer die Leistung, die bestimmt, wer zur Elite zählt.“
Ludwig Marcuse